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ruf von einem „Untergang der Juden“ erscholl, wenn auch antisemitische Anrempeleien sich zeigten, böse Angriffe laut wurden, wenn auch (…der Satz erinnert noch einmal an internationale Erfahrungen). Wir dürfen sagen: wir haben gelebt. Und dem redlichen Kampfe ist noch immer der Sieg geworden.6

Es mag ja nun auch durchaus so sein, dass es in diesen Jahren von 1911 um den „inneren Frieden“ zwischen jüdischen und nicht-jüdischen deutschen Bewohnern in Steinheim ganz gut bestellt war und öffentlich negative Vorfälle sich in Grenzen hielten. Gewiss fühlte sich der Denkmal-Stifter Meyer-Gerngross wohl und willkommen in Steinheim. So stiftete er
1911 ja auch nicht nur das Friedensdenkmal, wurde zur Gründung des Heimat- und Ver-
kehrsvereins eingeladen, dem Vorläufer des Geschichtsvereins, sondern er stiftete ja auch eine erhebliche Summe Geld, die den bedürftigen Teilen der Bevölkerung Steinheims zu gute kommen sollte. Die Verteilung des Geldes sollte gemeinsam von den Gemeindevorstehern der drei Religionen ohne Bevorzugung einer Glaubensrichtung vorgenommen werden.

Aber allein das „erfahrene Glück in der Heimatstadt“ als Anlass für die Großzügigkeit zu interpretieren, erscheint doch eine Idealisierung indem es eben auch die damaligen negativen Erfahrungen der antisemitischen Angriffe ausblendet. Private Freundschaften und Familienglück mögen Menschen  positiv ermutigen, wohltätige Stiftungsvorhaben umsetzen zu wollen und mit anderen zusammen dann auch zu können – eben gerade auch angesichts eines gesellschaftlichen Gegenwinds mit vielen alltäglichen negativen Erfahrungen. Private Freundschaft und Familienglück können aber kein Modell für gesellschaftliche Verallgemeinerung liefern, sie verweisen nur auf die Sehnsucht nach anderen Erfahrungen der Gleichberechtigung, die in der Gesellschaft zum Teil hasserfüllt verwehrt werden.

Die ausgiebige öffentliche Stiftungs- und Spendenerfahrung, so wie es der Kommentar zum Kaisergeburtstag deutlich äußert, ist doch vor allem auch der leidvollen Erfahrung von patriotischen Deutschen jüdischen Glaubens geschuldet, die auf der Suche nach ge-
sellschaftlicher Anerkennung waren. Geht doch die demonstrative Großzügigkeit von deutschen Juden gerade in die Richtung, das Gemeinwesen im Kaiserreich dahingehend zu fördern, dass Emanzipation und Anerkennung der jüdischen Bevölkerung als gleichwertige Bürger endlich verwirklicht werden, so wie es den vorhandenen und bestehenden Gesetzen entsprechend wäre. Dafür „kämpften“ Juden unter Einsatz der Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung standen.

Ludwig Meyer-Gerngross war vermögend und als Kaufmann erfolgreich, und wollte dies auch nicht verstecken. Er nahm in Mannheim öffentliche Aufgaben im Synagogenvorstand und in der Industrie- und Handelskammer wahr (später als 1911), er war verheiratet und hatte zwei Söhne. Der ältere Sohn Max,  geb. 21.11.1892 in Mannheim, fiel als Gefreiter am
12.05.1917, der jüngere Fritz, geb. 16.1.1894 in Mannheim, fiel als Unteroffizier am
25.10.1918 ebenfalls im Ersten Weltkrieg. Viel später, im Todesjahr von Meyer-Gerngross,
1932, erinnerte der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten mit einem Gedenkbuch an die Gefallenen, in dessen Vorwort von Dr. Leo Löwenstein der Rechtfertigungsdruck auf die deutschen Juden  massiv angesprochen wird:

Das edelste deutsche Blut ist  das, welches von deutschen Soldaten für Deutschland vergossen wurde. Zu diesen gehören auch die 12.000 Gefallenen der deutschen Judenheit, die damit wiederum ihre allein ernsthafte und achtunggebietende Blutprobe im deutschen Sinne bestanden hat.7

6Vgl. Allgemeine Zeitung des Judentums Heft 52, vom 29.12.1911, S. 614
7Vgl. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, www.denkmalprojekt.org/verlustlisten/rjf_wk1.htm

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