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27. Januar 2012 –
Nachdenken am Friedensdenkmal über das Friedensdenkmal
Thomas Kuchinke

Zum 100jährigen Bestehen des Friedensdenkmals im Oktober letzten Jahres konstatiert ein Vortrag von Herrn Dr. M. Maaser und ein Artikel in der Festschrift1 den Wandel des ursprünglichen Friedensdenkmals hin zu einem Mahnmal des Gedenkens an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Mit der Erinnerung an die einstigen Ursprünge (Friedensdenkmal) und der architektonischen Änderung durch den Wiederaufbau in den sechziger Jahren (Mahnmal) werden von Fachhistorikern nun Unterschiede hervorgehoben, die zu der öffentlichen Frage Anlass gegeben haben, ob nicht ein angemessener oder würdigerer Umgang mit dem Friedensdenkmal auf dem gleichnamigen Friedensplatz wäre, wenn seine ursprüngliche Form wieder rekonstruiert würde.

Im Vortrag wurde unter anderem auf den profanen Bierausschank rund um den Sockel des Friedensdenkmals hingewiesen. Im Text wird aber auch „das Gedenken an den Holocaust“ kritisch erwähnt, dort heißt es: „Selbst der gut gemeinte Brauch, am 9. November einen Kranz zum Gedenken an den Holocaust zu Füßen des Denkmals zu legen, folgt dabei noch den Spuren des Nationalsozialismus; denn niemals wäre dem Stifter und Künstler in den Sinn gekommen, aus einem nationalen Symbol ein Symbol der Trennung von Deutschen und Juden zu machen.“ (S.17)

Ursprung und Wandel der geschichtlichen Bedeutung werden hier in einer Weise gegenüber gestellt, dass sich grundsätzliche Fragen stellen: Wohin sollen solche Überlegungen zu „Ursprung“ und späterer Geschichte eigentlich führen? Welche Absichten und Interessen verbinden die Autoren selbst mit der Hervorhebung dieser Unterscheidung von „Stifterintention“ (1911) und späteren „Spuren des Nationalsozialismus“ (1965) und Holocaustgedenken der letzten Jahre, das sie noch dazu falsch datieren: nicht am 9. November, sondern am 27. Januar wird ein Kranz niedergelegt? Am 9. November wird zwar vielerorts an die Pogromnacht, dem Auftakt zum Holocaust, erinnert, in Steinheim jedoch seit 2007 am Morgen des 10. Novembers, dem Zeitpunkt der Zerstörung der neuen Steinheimer Synagoge.

Am 27. Januar, am Tag der Befreiung des Lagers Auschwitz 1945, wird umfassend der Opfer des Nationalsozialismus gedacht: die Lagerbefreiung ist ein Motiv der Hoffnung. Möglicherweise verbergen die Datierungsungereimtheiten auch unterschiedliche Geschichtsinterpretationen.

Das heutige „Mahnmal“ ist den ursprünglichen Motiven des Stifters des Friedensdenkmals dann möglicherweise viel näher als die „Bedeutungswandel“ Hypothese glauben machen möchte. Dies sei hiermit im Folgenden zur Diskussion gestellt:

1 Literaturverzeichnis am Ende, hier: vgl. E. Henke, N. Kemmerer und M.  Maaser, Vom Denkmal zum Mahnmal, in: N. Kemmerer/M. Maaser (hg) im Auftrag des Heimat- und Geschichtsvereins Steinheim am Main e.V. : Friedensdenkmal – Geschichtsverein  - Johannisfeuer , Festschrift 1911 – 2011, StJb 6, Hanau-Steinheim 2011,  S.13-25)
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