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(Planung einer Vortrags- und Diskussionsreihe)

P1010004Die Anfänge:

In der Geschichte Europas hat es immer wieder Versuche gegeben, den Krieg als Mittel der Politik abzuschaffen oder zumindest einzudämmen. So wurde im antiken Griechenland des 4. Jahrhunderts v. Chr. die Idee der Koine Eirene propagiert, um den Frieden als den Normalzustand durch völkerrechtlich verbindliche Verträge dauerhaft zu sichern. Im 10. nachchristlichen Jahrhundert wiederum entstand in Reaktion auf das um sich greifende Fehdewesen des niederen Feudaladels im Süden Frankreichs die Gottesfriedensbewegung, die aufgrund der Beteiligung breiter Bevölkerungsschichten als Vorläufer der modernen Friedensbewegungen gelten kann.

In der Moderne entstand eine massenhafte Opposition gegen Krieg und Kriegsrüstung erstmals seit dem Krimkrieg in den 1850er Jahren. Von einer internationalen Friedensbewegung spricht man öffentlich seit etwa 1900. Dieser Begriff bezog sich auf jene europäischen Friedensgruppen, die seit 1815 mit dem Liberalismus als demokratische Reformbewegung in vielen europäischen Staaten und den USA entstanden waren. Vertreter solcher Gruppen bezeichneten sich seit 1901 als „Pazifisten“. Der Begriff Pazifismus wird meist auf deren ethische Grundhaltung und langfristigen Ziele, der Begriff Friedensbewegung auf die jeweils aktuellen Organisationen, Methoden und Aktivitäten bezogen.[1] Viele Pazifisten lehnen heute auch Verteidigungskriege ab, während sonstige Anhänger einer Friedensbewegung oft eine aktuelle Kriegsgefahr durch Entspannung und völkerrechtliche Verträge verringern wollen, ohne Selbstverteidigung und Rüstung prinzipiell abzulehnen.[2]

Seit etwa 1890 unterschied sich der Antimilitarismus sozialistischer Gruppen und Parteien, der Krieg als Auswuchs des Kapitalismus betrachtet und durch das revolutionäre Handeln der Arbeiterbewegung verhindern will, von der „bürgerlichen“ Friedensbewegung, die sich eher mit Appellen und Vorschlägen an die Staatsregierungen wandte. Im Ersten Weltkrieg gingen beide Lager in manchen zentraleuropäischen Staaten aufeinander zu, gewannen nach 1918 zeitweise eine Massenbasis und organisierten gemeinsame Aktionen gegen Aufrüstung, Wehrpflicht und Krieg wie den jährlichen Antikriegstag. (Quelle: Wikipedia, Die freie Enziklopädie)

Seit den antinapoleonischen Kriegen entstanden in verschiedenen europäischen Staaten kleine Vereine von meist bürgerlichen Idealisten, die für Menschenrechte, soziale Verbesserungen, Freihandel, die Abschaffung der Sklaverei eintraten und – meist aus ethischen und religiösen Gründen – auch jede Militärgewalt ablehnten. Sie schlossen sich bald in einigen Staaten zu nationalen Friedensgesellschaften zusammen: so zur American Peace Society in New York City (1815), London Peace Society in Großbritannien (1816) und Genfer Friedensgesellschaft in der Schweiz (1830).

Während die angloamerikanischen Friedensgesellschaften sich vor allem auf das christliche Gewissen bezogen, beriefen sich die kontinentaleuropäischen Gruppen auf die Ideale der französischen Revolution und waren oft Freidenker. Sie hatten anfangs nur wenige Mitglieder, meist aus mittelständischen Bevölkerungsschichten. Mit dem Erstarken des Liberalismus wuchsen diese Gruppen und veranstalteten gemeinsame internationale Friedenskongresse, so 1843 in London, 1848 in Brüssel, 1849 der erste große internationale Friedenskongress in Paris und 1850 ein Friedenskongress in Frankfurt am Main.

Hauptziel dieser Zusammenkünfte war die Kodifizierung eines Völkerrechts und Schaffung eines überstaatlichen Schiedsgerichts, um Kriege und bewaffnete Konflikte zu vermeiden. 1849 gelangte mit der Anti-Corn-Law Association von Richard Cobden erstmals eine pazifistische Partei in ein Parlament. Sie bildete mit friedensbewegten Parlamentariern anderer Staaten bald darauf eine Interparlamentarische Union.

Die Kriegsberichterstattung im Krimkrieg 1850 machte mit der wenige Jahre vorher erfundenen Fotografie in englischen Tageszeitungen die verheerende Wirkung der Artillerie öffentlich bewusst. Roger Fenton war einer der ersten Kriegsfotografen. Die Technisierung in modernen Kriegen forderte immer mehr auch zivile Opfer. Proteste gegen die katastrophalen Lebensbedingungen der Soldaten und der Einsatz von Florence Nightingale führten zu humanitären Erleichterungen für das britische Heer. Kriegserfahrungen in Italien veranlassten den Schweizer Henry Dunant 1863 zur Gründung des Roten Kreuzes. Mit der 1864 abgeschlossenen ersten Genfer Konvention gelang die erste internationale Vereinbarung des modernen Völkerrechts.

1867 gründete Frédéric Passy die Internationale Friedensliga.

1869 bildete sich in Deutschland als erste pazifistische Gruppe die Gesellschaft für Friedensfreunde. Sie war wie die übrigen europäischen Friedensgesellschaften zunächst ganz auf die rechtliche Begrenzung und Verkürzung der Nationalkriege und die Milderung der Kriegsfolgen durch Eingaben an die Regierungen, aber noch kaum auf politisch unabhängige Parteibildung und Kriegsdienstverweigerung ausgerichtet. (Quelle: Wikipedia, Die freie Enziklopädie)


Die Anfänge in Deutschland:

juengling mit dem oelzweig 1911Die Pazifisten

Die deutschen Friedensorganisationen wurden vom Ersten Weltkrieg überrascht und waren zunächst weitgehend rat- und tatenlos. Sie besaßen zum einen kaum verlässliche Informationen über die tatsächliche Außenpolitik unter Wilhelm II., hatten an die kriegsverhindernde Macht internationaler Verträge und Verflechtungen geglaubt und stellten das nationale Selbstverteidigungsrecht nicht in Frage. Im Glauben, andere Staaten hätten Deutschland einen Verteidigungskrieg aufgezwungen, betonte der Vorstand der DFG am 15. August 1914 das Recht dazu. Zugleich trat er nationalistischem Rausch und Propagandalügen entgegen und versprach, seine Auslandskontakte zu Aufklärung über die Kriegsursachen und zum Aufbau eines dauerhaften Friedens mit anderen Ländern zu nutzen. Im ersten Kriegswinter organisierten viele Ortsgruppen der DFG humanitäre Hilfen für vom Krieg betroffene Gebiete, etwa die Ostpreußenhilfe, und Rechtsberatung für Flüchtlinge. Demgegenüber befürworteten viele Mitglieder des Verbandes für internationale Verständigung nun den Krieg als nationale Aufgabe.[4]

Im November 1914 gründete sich der Bund Neues Vaterland mit dem Satzungsziel, friedlichen Wettbewerb, Völkerverständigung und überstaatliche Zusammenschlüsse zu fördern. Dazu dürften nicht länger „einige Wenige über Wohl und Wehe von hunderten Millionen Menschen“ entscheiden. Innen- und Außenpolitik müssten zur Deckung gebracht werden. In internen Rundschreiben forderte der Bund dazu parlamentarische Kontrolle der Reichsregierung, Gleichberechtigung aller Parteien, soziale Reformen und allgemeine Bildung als Bedingung für engere Zusammenarbeit der europäischen Staaten. Damit gab er das bisherige Prinzip der Friedensgesellschaften, sich nicht in innere Belange fremder Staaten einzumischen, auf und näherte sich dem SPD-Programm an. Daraufhin traten SPD-Politiker wie Kurt Eisner, Eduard Bernstein und Rudolf Breitscheid, aber auch der DFG-Vorsitzende Ludwig Quidde, der Soziologe Ferdinand Tönnies, der Schriftsteller Gustav Landauer und andere dem Bund bei. Auch Albert Einstein gehörte zu den Mitgliedern.

Der Bund hielt daran fest, das Deutsche Reich führe nur einen berechtigten Verteidigungskrieg, um so auch die Regierung und nationalistische Gruppen beeinflussen zu können. Das Auswärtige Amt erlaubte einigen Bundvertretern die Teilnahme an einer Friedenskonferenz im April 1915 in Den Haag, um indirekt Verhandlungsmöglichkeiten mit Feindstaaten zu sondieren. Die Konferenz beschloss ein Mindestprogramm für eine künftige Friedensordnung: Es schloss Gebietsveränderungen jeder Seite ohne Bevölkerungszustimmung aus, forderte gemeinsame Garantien für Rechtsgleichheit, Religionsfreiheit und Sprachfreiheit, einen friedlichen Staatenbund, einen internationalen Gerichtshof, gemeinsame Sanktionen für kriegerische Staaten und internationale Abrüstungsverträge. Nach der Konferenz versuchte der Bund mit Eingaben und „Denkschriften“ etwa die Annexion Belgiens, französischer Erz- und Kohlegebiete und russischer Gebiete, die der Alldeutsche Verband am 20. Mai 1915 forderte, abzuwehren und einen vorzeitigen Verhandlungsfrieden im Sinne der Haager Konferenzen zu erreichen. Gespräche dazu fanden u. a. mit Kurt Riezler, dem engsten Kanzlerberater, statt. Die Schriften des Bundes wurden jedoch beschlagnahmt und verboten, einige seiner Mitglieder inhaftiert.

Die Sozialisten:

Die SPD-Fraktion im Reichstag hatte am 4. August 1914 entgegen ihrem Programm und ihren verbindlichen internationalen Zusagen geschlossen für die Kriegskredite und einen Burgfrieden gestimmt. Daran zerbrach die Zweite Internationale: Denn nun bejahten auch die Sozialisten Frankreichs die Kriegserklärung ihres Landes. Als einer von wenigen stellte sich dort der sozialistische Pazifist Jean Jaurès öffentlich dagegen; er wurde unmittelbar vor Kriegsbeginn von einem französischen Nationalisten in Paris ermordet. In der SPD wandte sich der Partei- und Fraktionsvorsitzende Hugo Haase gegen die Zustimmung seiner Partei zur Kriegsfinanzierung, konnte in der entscheidenden Abstimmung der Fraktion aber nur 13 Unterstützer gewinnen.

Wenige Kriegsgegner in der SPD formierten sich zunächst in der am 5. August gegründeten Gruppe Internationale, aus der 1915 die illegale Spartakusgruppe und 1918 der Spartakusbund hervorgingen. Sie strebten eine sozialistische Revolution an, die auch künftige Kriege wirksam verhindern sollte. Karl Liebknecht (Dezember 1914) und Otto Rühle (Januar 1915) lehnten als erste SPD-Abgeordnete im Reichstag weitere Kriegskredite ab.

Im Juni 1915 traten auch Hugo Haase und die bekannten Parteitheoretiker Karl Kautsky und Eduard Bernstein erstmals offen gegen den Krieg auf.[5] Am 21. Dezember 1915 lehnten 20 SPD-Abgeordnete im Reichstag die Kriegskredite ab: darunter Hugo Haase, Wilhelm Dittmann, Kurt Eisner, Heinrich Ströbel und Rudolf Breitscheid. Sie plädierten auch für eine Annäherung an den „bürgerlichen Pazifismus“ der DFG, die sich von den Kriegszielen der kaiserlichen Regierung distanziert hatte. Der Vorwärts erkannte die „Standhaftigkeit“ der „bürgerlichen“ Pazifisten in einem Artikel am 14. Juli 1916 selbstkritisch an. 1917 wurden Haase und 18 weitere SPD-Abgeordnete wegen ihres Anti-Kriegs-Kurses aus der SPD ausgeschlossen. Sie gründeten im April 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) unter Führung Hugo Haases; die Spartakusgruppe schloss sich dieser Partei an. Die USPD wollte das baldige Kriegsende durch den Sturz der kaiserlichen Regierung und der Monarchie erreichen, während die MSPD weiterhin auf Frieden durch Verhandlungen und Kompromisse mit der Obersten Heeresleitung setzte. (Quelle: Wikipedia, Die freie Enziklopädie)

 
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